Im Rahmen unserer Voluntourismus-Angebote in Zusammenarbeit mit der Schweizer Berghilfe ging es für Martina und mich, Melanie, vom Büro direkt auf die Alp. Wir besuchten die Tällihütte im wunderschönen Berner Oberland und unterstützten Dimitri, das Multitalent, tatkräftig bei seiner täglichen Arbeit als Hüttenwart. Schnell war klar, dass alle Hände gebraucht wurden.
In Gadmen angekommen erfreuen wir uns über die Selbstbedienungs-Bahn „Tällibahn“, welche uns direkt hoch auf 1‘720 Metern bringt. Durch die einfach verständliche Anleitung zur Gondel der einstigen Werkbahn geht die Fahrt direkt los. Oben angekommen sind es nur wenige Schritte bis zur Tällihütte. Wir sind begeistert vom einsamen Berghaus, das ganz in Holz gekleidet und vor elf Jahren vom Haslitaler Bergführerverein erbaut wurde. Die Umgebung ist nicht weniger atemberaubend. Die Aussichten auf das Tal und die Gadmer Dolomiten sind einmalig.
Wir treten in die Tällihütte ein und werden sofort von Silvia willkommen geheissen. Sie informiert uns, dass Dimitri gerade noch am Gras mähen sei, aber gleich zu uns stossen wird. Sie zeigt uns unterdessen unseren Schlafplatz für die Nacht. Für uns ist das Doppelzimmer mit dem Namen „Klettersteig“ reserviert worden. Während wir auf Dimitri warten, lädt uns Silvia zum Kaffee auf der herrlichen Sonnenterrasse ein. Die Terrasse wurde ausschliesslich aus einheimischen Steinen gebaut. Bald gesellt sich auch Dimitri zu uns an den Tisch und heisst uns herzlich willkommen. Nach einem kurzen Austausch geht’s sofort los mit der Arbeit.
Es gibt einiges zu tun. Dimitri bittet Martina direkt um Hilfe beim Enteisen des Kühlschrankes. Der ganze Kühlschrank wird ausgeräumt, enteist und geputzt. Währenddessen treffen bereits die ersten Gäste ein. Sie möchten sich in der Berghütte aufwärmen und stärken, da draussen eine starke Bise geht. Silvia bedient die Gäste mit einem Lächeln auf dem Gesicht und nimmt die ersten Bestellungen auf. Martina wird im Handumdrehen zur neuen Küchenassistentin von Dimitri. Ein „James Bond forever“-Teller, „Alpen Pommes“ und ein „Apérobrettli“ bestellen die hungrigen Wandergäste. Bereits im Vorfeld haben wir von den Kochkünsten des Hüttenwartes gehört. Schnell erfahren wir, dass Dimitri bei grossen Küchenchefs wie Blokbergen, Hussong und Hitzberger gekocht hat. Martina wird gleich in die Kochgeheimnisse eingeweiht und bereitet alle bestellten Gerichte gemeinsam mit dem Kochprofi zu. Es werden frische Zutaten geschnitten, gedämpft, gebraten und Röstis mit einer geschwungenen Handbewegung gewendet. Nach kurzer Zeit sieht es so aus, als stehe Martina Dimitri bereits seit langer Zeit als Küchenhilfe zur Seite. Die beiden sind ein tolles Team. Auch ich lege immer wieder meine Kamera weg und übernehme bei der ansteigenden Anzahl Gäste den Abwasch. Nach dem grossen Ansturm essen wir zu viert köstlichen Käse, Salat und „Füürwehrwürstli“ aus der Region.
Am Nachmittag geht’s auf zum Alpkräutersammeln ganz in der Nähe der Hütte. Diese verwendet Dimitri für seine Gerichte. Für ihn ist es von hoher Bedeutung, dass jedes Produkt aus der nächsten Umgebung stammt – die Milch und Butter von der Molkerei in Meiringen, den Honig von den hauseigenen Bienen oder dem Wild aus heimischer Jagd.
Dimitri lässt uns nach der Arbeit Zeit für eine Entdeckungstour auf der Alp. Wir sind begeistert von den schönen Wildpflanzen, den gut beschilderten Wanderwegen sowie dem berühmten Klettersteig „Tälli“. Diesen bewundern wir jedoch nur aus der Ferne. Für die Übernachtungsgäste ist die Halbpension inklusive und somit geht’s nach unserem kleinen Ausflug zurück in die Küche, wo der Tisch gedeckt, das Dinner frisch zubereitet und den Gästen serviert wird. Dimitri und Silvia verwöhnen Martina und mich ebenfalls mit dem leckeren Tagesmenü. Der Abwasch, das Aufräumen und Putzen der Küche machen wir alle gemeinsam.
Nachdem Silvia Feierabend macht, lädt uns Dimitri auf ein Glas Hauswein ein. Der Wein stammt aus dem Thurgauer Iseliberg, wo er zwei Jahre lang gewinzert hat. Den schönen Abend lassen wir zu dritt draussen auf der Terrasse in Decken gehüllt ausklingen, während wir das WM-Spiel zwischen Portugal und Iran mitverfolgen.
Am nächsten Tag stehen Martina und ich bereits um 6.25 Uhr auf der Terrasse. Wir sind mit der Kamera ausgerüstet und gespannt auf den bevorstehenden Tag. Silvia hat uns am Vorabend einen wunderschönen Sonnenaufgang versprochen. Wir werden nicht enttäuscht und geniessen einen unglaublichen Anblick. Die Sonne erscheint direkt neben dem Titlis und die Sonnenstrahlen erstrecken sich langsam über das ganze Gadmertal. Silvia bereitet das Frühstück für die Gäste vor, während Martina und ich die Tische putzen und bereit machen für den heutigen Tag. Auch wir dürfen uns an dem tollen Frühstücksbuffet, inklusive dem leckeren Birchermüsli von Silvia, bedienen.
Da ein sonniger Tag angekündigt worden ist, machen sich Martina und Dimitri direkt ans Werk in der Küche und bereiten Risotto und Schokoladenkuchen vor. Danach wischt Martina gemeinsam mit Silvia den ganzen Boden feucht und bringt die Hütte auf Hochglanz. Der grosse Ansturm lässt nicht lange auf sich warten und alle Hilfe beim Kochen, Service und Abwasch wird benötigt. Somit lege auch ich meine Kamera wieder beiseite. Martina und mir macht die Arbeit grossen Spass, aber wir erkennen auch, wie anstrengend das Hüttenleben sein kann.
Nach dem Mittagsgeschäft müssen wir los Richtung Zürich, da eine lange Heimfahrt über den Sustenpass ansteht. Dimitri möchte aber nicht, dass wir hungernd nach Hause fahren und so erwartet uns zum Abschluss noch ein kulinarisches Highlight, der „James Bond forever“-Teller. Dieser ist eine feine Butterrösti mit Alpkäse überbacken in Kombination mit einem Spiegelei. Wir erfahren dabei – was wahrscheinlich nur wenige wissen; der Tällistock bei Gadmen war ein Drehort des James Bond 007 Filmes „Goldeneye“.
Erschöpft aber mit bester Laune verabschieden wir uns von Silvia und Dimitri. Während diesen zwei Tagen durften wir tiefe Einblicke in das Leben eines Hüttenwartes erlangen, unvergessliche Erinnerungen sammeln und ein Teil der Hüttenfamilie werden. Wir freuen uns, dass durch unser Voluntourismus-Angebot Gäste die Möglichkeit haben, eine solch tolle Erfahrung zu machen. Wir zwei werden Dimitri und Silvia sicherlich bald wieder besuchen, sei es als Gast oder als freiwillige Helfer.
Möchtest du dich in deinen Ferien auch einmal sinnvoll betätigen und richtig anpacken? Dann entdecke jetzt unsere Voluntourismus-Angebote, die wir in Zusammenarbeit mit der Schweizer Berghilfe für euch entwickelt haben.
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